Es ist 6 Uhr am Morgen und der Wecker reißt mich mit einem schrillen Klingeln aus dem Schlaf. Müde greift meine Hand nach meinem Handy und drückt die Schlummertaste. "Nur noch 5 Minuten weiterschlafen."
Doch so einfach geht das nicht. Ich habe Verpflichtungen, muss in die Schule, lernen. Kann und darf mich selbst nicht enttäuschen.
6:05 Uhr, ich liege immer noch im Bett. Müde und ohne Lust. Mühsam richte ich mich auf, suche ein paar Klamotten vom Boden zusammen und schleppe mich in die Küche. Schnell eine Schüssel Müsli runtergewürgt und auf dem Weg ins Bad. Die Zeit rennt und ich bin spät dran.
In der Dunkelheit renne ich zur Bahn. Schlüpfe schnell hinein, bevor sich die Türen schließen. Drehe die Musik laut auf und versuche zwischen lärmenden Kindern noch ein wenig Schlaf zu finden.
8:00 Uhr, die Schule beginnt. Der alltägliche Wahnsinn, ich mittendrin. Zwischen Klausuren und Tests versuche ich den Tag zu überleben, einziger Lichtblick wird die Mittagspause. Nicht immer kann ich dem Unterricht folgen, bin zu müde, der Stoff ist zu langweilig. Doch ich kann und darf mich selbst nicht enttäuschen.
Draußen geht schon wieder die Sonne unter, ich hänge immer noch in der Schule fest. Dann endlich die erlösende Stunde, Schulschluss.
Manchmal geht für mich der Tag jetzt noch weiter. Ich mache mich auf dem Weg zum Training, versuche die letzten Kräfte zu mobilisieren. Am Ende des Jahres wartet eine Prüfung auf mich, ich möchte nicht unvorbereitet ankommen. Denn ich kann und darf mich selbst nicht enttäuschen.
Heute aber hat mein innerer Schweinehund gesiegt. Ich fahre mit der Bahn nach Hause, draußen fängt es leise an zu regnen.
Zu Hause angekommen schmeiße ich meine Sachen weg und falle erschöpft ins Bett. Es hat mir gefehlt, wir sind nun wieder glücklich vereint. Ich möchte aussteigen, eine Pause haben und mich ausruhen. Doch dafür bleibt keine Zeit.
Müde raffe ich mich auf und versuche mich an Schulaufgaben. Schreibe Beiträge für meinen Blog, denn dieser gehört mittlerweile zu meinem Leben. Wie ein bester Freund, dem ich alles erzählen kann. Wir sind vertraute Gesprächspartner. Er gehört zu mir.
Zwischen Internetpräsenz und gescheitertem Lernen ruft meine Mama zum Abendbrot. Die ganze Familie sitzt wenigstens einmal pro Tag zusammen am Tisch und jeder erzählt über seinen Tag. Ich höre meistens nur zu. Bin zu müde zum reden. Möchte meine schlechten Noten nicht erzählen. Finde mein Leben nicht spannend genug um am Abend eine Geschichte zu erzählen.
Irgendwann gegen 22:00 Uhr, das nehme ich mir zumindest täglich vor, falle ich erneut erschöpft ins Bett. Allein. Vermisse meinen Freund um über alles zu reden, muss mich mit einer Whatsappnachricht zufrieden geben.
Die Sehnsucht dauert nur kurz an. Manchmal höre ich noch Musik. Am liebsten Amy Lee von Evanescene. Ich stelle "Lithium" auf Dauerschleife ein, mein persönliches Schlaflied.
Eine halbe Stunde später schlafe ich tief und fest. Ich muss doch ausgeruht sein und fit, für den nächsten Tag. Denn ich kann und darf mich selbst nicht enttäuschen.
Dabei möchte ich nur eine Auszeit.
Ich finde den Pausenknopf nicht mehr. Er ist mir irgendwann verloren gegangen.
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Sehr schön geschrieben!
AntwortenLöschenEgal, wie viel Druck du spürst, wie viel Stress du hast: Pausen sind wichtig. Nimm dir ein paar Tage die Woche die Zeit, in ein paar Jahren, wirst du es dir danken. :)
Hübsches Bild und ein toller Text! Und ich kann dich sehr gut verstehen - Pausen sind wirklich wichtig. ♡
AntwortenLöschenLiebste Grüße
Lisa von www.confettiblush.com
Ein sehr, sehr guter Text. Alltäglich und trotzdem sehr ernst, denn ich denke so geht es vielen - immer alle Erwartungen erfüllen wollen, besonders die an sich selber.
AntwortenLöschenDeinen Blog habe ich übrigens in einer Facebookgruppe entdeckt, du hast dort nach Blogs für deine Blogroll gesucht. Bei der Beschreibung habe ich mich gleich angesprochen gefühlt - und deswegen auf deinen Bloglink geklickt! ;)
Ganz liebe Grüße
Anna
http://www.annasnotizblog.de/