Bin ich selbstverliebt?

Bin ich selbstverliebt?

Montag, 21. Dezember 2015

Schuhe: Dr. Martens (Chelsea Boots)

Hose: Topshop (Joni Jeans)

Pullover: Zara

Mantel: Second Hand

Schal: Second Hand 

Sucht man auf dieser kleinen Internetseite nach dem Wort "ich" findet man in 0,24 Sekunden stolze 84 Ergebnisse. Jetzt ist es eins mehr. Hinter diesem "ich" steht ein 17 jähriges Mädchen, welches diesen Blog in Leben gerufen hat. Aber warum?
Jede Internetseite lebt von ihrem Inhalt, egal ob Keksrezepte oder kleine Insidertipps. Der Autor versucht regelmäßig seine Ideen zu teilen und steckt natürlich auch viel Arbeit in einen Artikel. Immer mehr Blogs leben aber auch von einer einzigen Person, welche ihr Leben, ihr Aussehen und ihre Gedanken teilt. Auch meiner irgendwie.
Ich schreibe Texte über mein Leben, was mich gerade beschäftigt und über Kummer und Sorgen. Und natürlich unterstütze ich diese Worte mit ein paar Bildern, auf den meisten davon ist meine Person zu sehen. Ist das nicht ein bisschen skurril?
Egal was für ein Beitrag von mir ins Netz gestellt wird, er handelt immer in irgendeiner Weise von mir. Von meinem Leben, meinem Dasein, meinen Gefühlen oder meinem Aussehen. Und mittlerweile stelle ich mir immer öfter die Frage, ob meine Selbstdarstellung und der Drang zum Perfektionismus denn noch normal ist.
Dabei scheint es doch irgendwie normal zu sein, seine eigene Person im Internet möglichst perfekt darzustellen. Da brauche ich mir nur die großen "Fashion- und Lifestyleblogger" anschauen und kann mir sofort ein komplettes Bild von dem Mädchen dahinter erstellen. Obwohl viele versuchen sich ein kleines Stück Privatsphäre zu erhalten. Das ist auch wichtig.
Aber auch wenn mir das Internet weismachen möchte, es ist normal seine Persönlichkeit zu promoten, habe ich das Gefühl mich in letzter Zeit zu viel mit mir selbst auseinander zu setzen. Ich schaue mit für die Bearbeitung und die passende Auswahl stundenlang Bilder von mir an und muss mich schon irgendwie hübsch finden um das Foto der Öffentlichkeit zu präsentieren. Danach schreibe ich lange Texte über mich und befasse mich weitere Stunden mit meinen Erlebnissen, Taten und Gefühlen. Kann das wirklich normal sein?
Ich glaube um einen Blog über sich zu schreiben braucht man eine Portion Selbstverliebtheit. Man muss mit seiner eigenen Person gut klarkommen und sie toll genug finden um sie auch anderen zeigen zu wollen. Und genau das macht mir Angst.
Mir wurde oft gesagt ich bin egoistisch, arrogant und selbstverliebt. Mir wurde hinterhergerufen ich würde mich nur um mein eigenes Leben kümmern und die Anderen links liegen lassen. Würde nicht mit ihnen mitfühlen können. Mit jedem weiteren "ich" welches von mir auf dieser Seite geschrieben wird, habe ich Angst diese Worte könnten sich bewahrheiten. Das ich mich irgendwann wirklich zu viel mit mir selbst beschäftige und die Anderen vergesse.
Als man begann Bilder im Internet hochzuladen, teilten sich die Menschen darin in zwei verschiedene Seiten auf. Die Einen luden wenn überhaupt einmal jährlich neue Bilder hoch und Andere wiederum konnten gar nicht damit aufhören. Die Erklärung dafür war, dass die Vielposter Anerkennung brauchten und sich diese in Form von Likes und Kommentaren wie: "Du bist so hübsch" holten. Das diese Menschen arme Würstchen waren, die in ihrem wahren Leben zu wenig Selbstvertrauen hatten und sich beweisen wollten.
Danach kam die Selfiewelle und jetzt macht man alles nur noch für seine Abonnenten und Leser. Jeder zweite Youtuber benutzt den Satz: "Und da so viele von euch angefragt haben, dachte ich, ich zeige euch das jetzt mal". Dieser Satz klingt fast wie eine Ausrede um wöchentlich zwei Videos von seiner Person hochladen zu können ohne als selbstverliebt zu gelten, denn "die Zuschauer wollten es ja sehen und da konnte ich nicht anders.."
Youtuber in Erklärungsnot und Blogger im Fashionwahn. Denn diese können immer noch sagen sie geben dem Leser einen gewissen Mehrwert indem sie neue Outfits zeigen und ihn zum kaufen anregen. Damit erfüllen sie alle irgendwie einen Sinn.
Doch irgendwo dazwischen stehe "ich". Eine Erklärung für meine Selbstdarstellung im Internet zu finden ist fast so schwierig wie die Frage nach dem Sinn des Lebens. Es ist schwierig eine Antwort darauf zu finden. Denn ich bin kein Mensch der nur geradeaus läuft und nicht nach links und rechts schaut. Ich kümmere mich auch um meine Mitmenschen, wenn auch um einige mehr und um einige weniger. Vielleicht bin ich auch ein wenig schüchtern, aber ich brauche niemanden der mir täglich im Netz sagt, dass ich hübsch bin.
Natürlich stärkt es trotzdem das Selbstwertgefühl Komplimente zu bekommen und ich hoffe das dieses nicht überhand nimmt. Ich kann die Frage warum ich ständig Bilder von mir poste und mein innerstes teile auch nicht beantworten. Aber ich weiß, dass es mir Spaß macht und ich nicht damit aufhören werde solange mein Umfeld mich nicht überheblich nennt. Denn neben meinem persönlichen Spaß gibt es auch immer mehr Leser, die auf meiner Seite landen und etwas über mich lesen. Vielleicht fühlen manche sogar teilweise selbst ein wenig mit und fühlen sich nicht allein. Einen guten Grund muss es doch haben.
Mit der Veröffentlichung dieses Post findet man auf meinem Blog in 0,24 Sekunden 103 mal das Wort "ich". Und so schlimm ist das gar nicht.